grabeskirche st. bartholomäus, köln

architekten
kissler + effgen, wiesbaden
fotograf
dietmar strauß, besigheim

Fast mag man es als eine glückliche Fügung bezeichnen, dass es die unter dem Einfluss der brutalistischen Strömungen in den späten 50er Jahren von Hans Schwippert geplante Saalkirche St. Bartholomäus war, die für den Umbau zum Kolumbarium zur Verfügung stand, denn sie bot genau so viel oder wenig, wie es bedurfte, um darin einen Ort zu schaffen, an dem die Asche der Verstorbenen auf würdige Weise geborgen wird, und Trauernde Trost und Hoffnung finden.

Für diese junge Bauaufgabe gibt es keine Standartlösung, wohl aber strenge liturgische Auflagen. Das Erzbistum Köln schreibt vor, dass der Ort der Trauerfeier vom Ort der Beisetzung räumlich getrennt sein muss. Die Architekten Kissler + Effgen realisierten mit den Lichtplanerinnen arens faulhaber einem Entwurf, der mit der Offenheit und Klarheit des Kirchenraumes arbeitet und Räume allein mit Licht und Schatten, goldenem Glanz und erdigem Dunkel bildet.

An den Seiten des Mittelschiffs platziert, öffnen sich die mit brüniertem Messingblech verkleideten Urnenwände in zehn Kabinetten, die mit formal reduzierten Pendelleuchten markiert werden. Im Laufe der Jahre werden die glänzenden Grabplatten, die die belegten Urnenkammern verschließen, hier ein zufälliges und sich ständig verdichtendes Muster auf den dunklen Flächen zeichnen. In der Mitte des Raumes liegt die Kapelle, abgeschirmt nur durch ein bronzenes Ringgewebe, dessen Transparenz über die Beleuchtung steuerbar ist. Während des Trauergottesdienstes wird das Gewebe von Innen angestrahlt, die im Dunkel dahinter liegenden Urnengräber werden ausgeblendet. Während der Beisetzung wird die Kapelle von Außen angestrahlt, sie ist nun von kaum mehr einsichtig und das Netz reflektiert das Licht gleichmäßig in den Umgang und die Nischen. Ist die Kirche tagsüber für Besucher geöffnet, erscheint das Netz in beide Richtungen transparent und das golden changierende Material verleiht dem gesamten Innenraum eine unaufdringliche Wertigkeit. Die Decke des Kirchenschiffs kann für Konzerte stimmungsvoll mit rotem Licht indirekt beleuchtet werden. Die Farbe führt das Lichtspiel der bemalten Kirchenfenster fort, die dem Raum bei Sonnenlicht eine rote Tönung geben. Es zeichnet dieses Projekt aus, dass alles im Detail, wie auch im Ganzen, so wohlplatziert und klar ist. Und dass es in dieser Klarheit ein Element gibt, das nicht eindeutig, nicht immer gleich ist, reflektiert auf wunderbare Weise, wie zwischen Leben und Tod die Grenzen der Erfahrung, des Bewusstseins und nicht zuletzt auch des Diesseits überschritten werden. (uw)

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